Enderal:Das Erbe der Pyräer

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Enderal|Literatur|Bücher

Das Erbe der Pyräer

Bücher Das Erbe der Pyräer
Daten
Gewicht Gewicht
1
Wert Wert
25
Autoren
Lexil Merrâyil und Lishari Peghast
(8233 n. St.)
Bemerkungen
-

Das Erbe der Pyräer ist ein Buch in Enderal – Die Trümmer der Ordnung verfasst um 8233 n. St. vom Erzmagister Lexil Merrâyil und Lishari Peghast.


Fundorte


Inhalt

Das Erbe der Pyräer

von Lexil Merrâyil und Lishari Peghast

Die jüngsten, sehr beunruhigenden Eregnisse auf ganz Vyn und nun auch auf Enderal machen es notwendig, das allzu lang nur fragmentarisch vorhandene und strenger Geheimhaltung unterliegende Wissen über die Pyräer zusammenzutragen. Diese Schrift soll den Chronisten des Heiligen Ordens und den Magiern aus Nehrim, die sie bei der Suche nach Erkenntnissen und Lösungen unterstützen, als Ausgangspunkt für weitergehende Forschungen und archäologische Projekte dienen.

Die Herrschaft der Pyräer endete so abrupt wie die Spur, die sie in der Geschichte hinterlassen haben, und nur wenig ist über ihre Kultur bekannt. Das einstige Weltreich, das die Pyräer vor dem ersten Zeitalter errichteten, war gigantisch, ein unfassbar großes Herrschaftsgebiet, was die Streuung ihrer Hinterlassenschaften beweist. Die Ruinen verteilen sich über ganz Vyn, bündeln sich aber auf einem Kontinent, mehr noch als auf jedem anderen: Auf Enderal gibt es das höchste Vorkommen an entdeckten Ruinen. Hier soll sich angeblich die "Stadt der Tausend Fluten" befunden haben, die größte Stadt, die je erbaut worden ist. Eindeutige Beweise für ihre Existenz gibt es keine, und niemand weiß, ob es so eine große Stadt wirklich gegeben haben könnte. Sicher ist aber, dass sich verschiedene pyräische Unterkulturen aus einem Mutterstamm herausentwickelt haben, ähnlich wie auf den Kontinenten der heutigen Zeit.

Magische Kristalle, die es früher zuhauf gegeben haben muss, waren der Quell von Licht, Wärme und dienten als Antrieb für ihre ersten Maschinen. Die reichhaltig mit Energie gefüllten Mineralien ermöglichten es, komplizierte, technische Konstruktionen von solider Leistungskraft zu bauen, deren Funktionsweisen teilweise heute noch Baumeister vor unlösbare Fragen stellen. Wie es gelang, die kostbare Energie in die Kristalle zu speisen, ohne dass sie auf dem Weg verloren ging oder ob die Kristalle selbst als Hort der Macht fungierten, das bleibt ungewiss. Naheliegend ist, dass die Pyräer - was Magie betraf - über ein gewisses Wissen verfügten, mit dem sie Bereiche ihrer Baukunst verfeinerten. Mithilfe der Kristalle trieben sie die Unterbahn an, eine Erfindung, mit der das Volk durch ein Tunnelsystem reisen konnte, das unter der Erde verborgen lag.

Dem Erschließungsverbot der Ruinen zum Trotz, das auf Enderal, Arazeal und Qyra ausgehängt wurde, gibt es einige kühne Funde, die Aufschluss über ihre Kultur geben, darunter die sagenumwobenen Steintafeln der Ishyian, die allerdings vor den Augen der Öffentlichkeit weggeschlossen wurden. Angeblich enthalten diese Schriftstücke uralte, bislang ungelüftete Geheimnisse über die Welt, wie sie vor dem ersten Zeitalter ausgesehen haben könnte.

Die oberste Instanz des pyräischen Reichs war das Höchste Wesen. Es handelte sich dabei nicht um einen Mann oder eine Frau, sondern vielmehr um ein Kind, das aus ihren Reihen auserkoren wurde. Die Pyräer glaubten, dass jene Seele, die das Universum in sich stützt und zusammenhält, mittels eines Rituals in den Körper dieses Kindes eingeschlossen werden konnte. Dort blieb sie wohnhaft, bis der oder die Auserwählte ein bestimmtes Alter erreicht hatte. War Letzteres der Fall, wurde ein neues Seelengefäß benötigt - und des alten Gefäßes entledigte man sich in einem blutigen Opfer.

Den Visionen des Höchsten Wesens folgte das Volk blind. Aus ihnen entstammen die beiden herrschenden Priesterkasten der Ishyian und Dylgar, denn ähnlich wie Vyn unter den Lichtgeborenen war das Reich Pyra eine Aristokratie. An der Spitze jener Kasten thronten drei Sonnenpriester, die aus den Visionen des höchsten Wesens lasen, sie deuteten und entschlüsselten. Sie waren es, denen die eigentliche Macht über Pyra gehörte, mit ihrem Wissen über all das, was geschah und noch geschehen würde.

Eine besondere Rolle spielte eine ältere Hohepriesterin, die über viele Jahre hinweg sogar noch über den Sonnenpriestern gestanden haben muss. Ihr wahrer Name wird in den Schriften nie erwähnt, stattdessen wird sie dort "Niri" genannt, was in der alten Sprache der Pyräer so viel wie "Mutter" bedeutet. Diese Frau ist Bestandteil vieler Aufzeichnungen und Statuen. Zweifellos hat sie Großes vollbracht, wenn auch nicht bekannt ist, was es gewesen ist, das ihr zu ihrem Ruhm verholfen hat.

Als Familienverbände legten die beiden Kasten immens hohen Wert auf die Reinheit ihres Blutes. Nichts war wichtiger als die eigene, unvermischte Abstammung. Einige Mythen, wie jener von Yurus und Mirani, legen öffentlich anerkannte Liebschaften zwischen Familienmitgliedern nahe. Es lässt sich nicht ausschließen - ganz im Gegenteil - dass Inzest betrieben wurde, um diese Reinheit zu bewahren. Zwischen den beiden Kasten herrschte nie eine echte Feindschaft, doch waren sie äußerst strebsam und machthungrig, was in einem Jahrtausende währenden Konkurrenzkampf gipfelte. Politische Intrigen und Machtdemonstrationen waren die Folge. Die zwei unterschiedlichen Baustile der pyräischen Ruinen haben sich aus der Konkurrenz der Kasten heraus entwickelt, die einander mit immer prachtvolleren und noch aufwendigeren Tempelanlagen zu übertreffen versuchten.

Über das rätselhafte Verschwinden und den damit einhergehenden Untergang der Pyräer gibt es viele Theorien, wovon eine hanebüchener ist als die andere. Forscher und Historiker werden nicht müde, neue Vermutungen über den Hergang dieses Phänomens zu entwickeln, eine Hand voll Erklärungen ist jedoch glaubhafter und sticht aus der Masse an Mumpitz heraus.

Eine von letztgenannten Theorien besagt, dass die Kasten der Ishyian und Dylgar einen verheerenden Krieg miteinander begannen und an diesem schließlich zugrunde gingen. Strittig bleibt, welche der beiden Seiten das Kriegsbeil ins Rollen gebracht haben könnte. Für ihr gegenseitiges Abschlachten und ihren Hass traf sie die Strafe der Götter, und ihr Volk war dem Untergang geweiht. Es wird jedoch, zumeist in zwielichtigen Gegenden, gemunkelt, dass diese Theorie zum Schein in die Welt gesetzt wurde und politischem Zwecke diente. Jene Verschwörer, die das behaupten, mögen ihre Gründe haben, von allen genannten Ausmalungen ist es allerdings die plausibelste Erklärung für das Verschwinden.

Andere Theorien befassen sich damit, dass eine magische Macht höheren Ursprungs die Pyräer von Vyns Oberfläche getilgt haben könnte. Das wäre ebenfalls möglich, aber die Existenz einer übernatürlichen Macht, die ganze Völker vernichten könne und dem Leben gegenüber böse gesinnt sei, wurde bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Somit fußt die Theorie wohl nur auf dem Vorhaben, Angst und Unruhe unter das Volk zu bringen, nicht mehr und nicht weniger.

Der letzte Erklärungsansatz nennt einen kaltblütigen Meuchelmörder als Begründung, der alle Angehörigen beider Kasten im Auftrag einer geheimen Organisation ermordet haben soll, um die Macht der Pyräer einzudämmen und sie womöglich gar zu stürzen. Ein brutaler Massenmord, um das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen, mutet noch glaubhafter an, als ein magischer Kataklysmus es tut, bleibt jedoch bislang ebenfalls reine Spekulation.

Wie Sand am Meer gibt es solche Erklärungen, die allesamt nicht wie historische Wahrheiten, sondern wie Bilderbuchgeschichten daherkommen, an denen sich die Leute schön schummrig schaudern können. Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, wie diese glorreiche Kultur ihr jähes und vernichtendes Ende fand - der Mythos vom verschollenen Volk.