Nehrim:Der Untergang der Paladine

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Zu Zeiten der Götter bezeichnete man deren Elitesoldaten als Paladine oder „nebelgraue Krieger“, da der Paladin immer in eine nebelgraue Rüstung gehüllt war. Als sich nach der Gründung der Stadt Erothin der Glauben an die sieben Götter immer weiter ausbreitete, erreichte die Religion auch die nördlichen Regionen Nehrims. Die dort lebenden Normannen waren die tapfersten und zähesten Krieger, die die Welt je sah. Die Götter und ihre Seraphim erkannten dies und rekrutierten die Normannenkrieger für ihre Sache. Aus diesen Kriegern wurde der Elitepaladinorden gegründet, ein Orden, der neben den Seraphim die zweite militärische Hand der Götter darstellen sollte, da die Zahl der Seraphim sehr klein war und sie nicht ausreichen würde, um die ganze Welt zu kontrollieren. Folgender Bericht wurde von mir nach einem Gespräch mit dem Kanzler Barateon verfasst, der beim Niedergang des Ordens anwesend war.

Der Fall der nebelgrauen Krieger

Ein donnernder Sturm lag über Erothin. Die Stadt war wie aus einem Albtraum geboren, Schwärme von Krähen verbargen den Himmel und umkreisten die Türme der Stadt. Kommandant Barateon kniete in ein stummes Gebet versunken mitten auf dem Platz vor Erodans Festung. Die Festung stand lichterloh in Flammen, alle Eingänge wurden von innen verriegelt. Das einzige, was Barateon wusste, war, dass Gott Erodan und das Heer der Seraphim nach Treomar aufgebrochen waren, um der Bedrohung, die neuerdings von der Stadt ausging, Einhalt zu gebieten. Den Grund, warum dies nötig war, hatte man ihm nicht gesagt. Als Kommandant der Stadtwache von Erothin gingen ihn die Kriege der Götter nichts an, seine Aufgabe bestand darin, die Stadt selbst zu verteidigen. Und gerade dabei schien er gerade zu scheitern... Erodans Turm wurde vom Feuer verzehrt und die Eingänge waren von innen verriegelt. Er wusste nicht, was geschehen war, vernahm aber fürchterliche Schreie aus dem Inneren. Tealor Arantheal, Kommandant über Inquisitionstruppen, war verschwunden, ebenso alle seine Männer. „Kommandant Barateon! Was ist geschehen? Die ganze Stadt ist in Aufruhr, das Feuer des Turms muss bis in die nördlichen Berge zu erblicken sein!“ Überrascht sah er auf. Neben ihm stand die stolze Gestalt eines Paladins, gekleidet in seine nebelgraue Plattenrüstung. „Ruft die gesamte Wache zusammen, alle sollen sofort ihre Posten verlassen und zur Festung eilen... Ich... Ich weiß es selbst nicht. Irgendwer oder irgendetwas muss sich im Inneren des Turms verkrochen haben... Tealors Männer sollten die Festung verteidigen, während Erodan und die Seraphim im Krieg sind. Jedoch sehe und höre ich nichts von ihnen...“ „Was ist hier los, Barateon? Ist Erodan in der Schlacht gefallen?“ Der kräftig gebaute Mann legte den Kopf schief und betrachtete ihn eindringlich. „Ich fürchte ja, Soldat. Anders kann auch ich mir dies nicht erklären. Erodan würde das hier zu verhindern wissen.“ „Vielleicht kann ich euch Antwort geben!“ Donnerte eine entschlossene Stimme über den Platz, sodass alle Paladine herumwirbelten. Der Eingang der Festung war in diesem Moment aufgeschlagen worden, ein Mann wankte aus dem großen Portal des Bollwerks. Er hatte seine alte Rüstung abgelegt, dennoch konnte Barateon eindeutig erkennen, wer es war. „Ich bin froh, Euch zu sehen, Narathzul Arantheal. Was ist hier geschehen? Wo ist Euer Vater? Und wie seht Ihr überhaupt aus?“ Der junge Paladin war ohne zu zögern auf Arantheal zugetreten und erklomm nun die Stufen. Irgendetwas stimmte nicht... warum lächelte Arantheal? „Nun, mein junger Freund, heute hat eine neue Ära begonnen. Eine Ära ohne Götter. Erodan ist bereits tot, er fiel durch meine Hand. Das gepeinigte Volk der Aeterna erhebt sich gegen ihre Unterdrücker. Nie wieder werden eure Götter über Nehrim herrschen!“ Noch bevor der Paladin eine Antwort hervor bekam, enthauptete Arantheal den jungen Mann mit einem brachialen Schlag seines magischen Schwertes. Kommandant Barateon hatte ebenso wie seine Männer völlig die Fassung verloren und starrte auf den abgetrennten Kopf, der langsam die Treppe herunterrollte. Der Paladin neben Barateon wendete seinen Blick als erster ab und zog sein Schwert aus der Scheide. „Tötet ihn, Arantheal hat uns verraten!“ Hunderte Paladine zogen ihre Schwerter und fegten wie ein tödlicher Sturm aus Stahl auf den noch immer entspannt wirkenden Arantheal zu. Noch bevor seine Männer den Verräter erreichen konnten, verstand Barateon schon, dass es zwecklos war. Es war etwas in den Augen Arantheals, dass ihm dies deutlich machte. „Kinderkram…“ Arantheals Stimme war nur ein leises Murren. Wie ein Hexer stieß er die Hände gegen den Himmel, worauf die Wolken ein Sturmauge über ihnen bildeten. Der Wind packte Barateons Männer und schleuderte sie wie Strohsäcke über den Festungsplatz, ließ sie gegen die Mauern schlagen, sodass an ihren Einschlagsorten rote Flecken zu sehen waren. Ohne den Toten weiter Beachtung zu schenken, ging Arantheal gemächlich auf den Kommandanten der Stadtwache zu und lächelte dabei. „Ich glaube, ich habe mich noch nicht klar und deutlich genug ausgedrückt...“ Die bloße Kälte in den Augen und der brennende Turm im Hintergrund hüllte Arantheal fast in eine gespenstische Ausstrahlung, als er langsam auf die restlichen Ordensmitglieder zuging. „Nun, Kommandant Barateon, möchtet Ihr gern weiter leben?“ Barateons Beine zitterten, als sich diese durchdringenden Augen auf ihn richteten und bis auf den Grund seiner Seele blickten. „Ja... ja... natürlich...“ Ein amüsiertes Lächeln kroch über Arantheals blasse Lippen. „Dann soll es so sein. Ihr und Eure Männer hier werdet weiter leben... werdet dienen... kniet nieder und schwört mir, Narathzul Arantheal, ewige Treue!“ Als Barateon auf die Knie sank, sah er aus den Augenwinkeln, wie alle seine Männer das Gleiche taten. Ein Kampf wäre aussichtslos. Wie konnte Arantheal so viel Macht bekommen haben? „Ich schwöre Euch die Treue, Meister Arantheal.“ Der Schwur stieg aus dutzenden Kehlen zum verfinsterten Himmel empor, um dort eins mit dem brodelnden Chaos zu werden.


Nachdem Arantheal von den Göttern gefangen genommen wurde, verteilten sich die Überlebenden über ganz Vyn. Barateon übernahm die Regentschaft über Erothin und dürfte heute einer der wenigen Überlebenden des Paladinordens sein, wenn man von Narathzul Arantheal absieht, der angeblich noch heute irgendwo gefangen gehalten wird. Dieser Mann verriet den Orden und die Götter, tötete eine hohe Anzahl der Menschen und wurde aus diesem Grunde von dem Konzil der Götter für eine lebenslange Haftstrafe verurteilt. Niemand weiß, was aus seinem Vater, Tealor Arantheal, sowie dessen Männern wurde. Sie befanden sich im Inneren der Festung von Erothin, als Narathzul dort erschien, und wurden seitdem nie wieder gesehen. Ebenso unklar ist, wie Narathzul Arantheal die Festung allein erobern konnte, oder wie er überhaupt nach Erothin hineinkam. Es ist überliefert, dass Gott Erodan am selben Tage bei der Schlacht um Treomar fiel, bei der auch Narathzul Arantheal mitkämpfte.