Enderal:Gespräch mit einem Blinden

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Gespräch mit einem Blinden

Bücher Gespräch mit einem Blinden
Daten
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1
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24
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Bemerkungen
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Gespräch mit einem Blinden ist ein Buch in Enderal – Die Trümmer der Ordnung.


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Inhalt

Gespräch mit einem Blinden

Einst saß ich bei einem Blinden, er hockte auf einem Brett. Wir träumten gemeinsam über uns, je auf ganz eigene Weise. Das Brett lag über tosender Gischt, die kitzelnd unsere Füße umspielte. Es knarrte unter unserem Gewicht, doch von Angst träumten wir nicht.

An eine warme Insel dachte er, mit Palmen, Strand und grünem Dickicht. Dort war er stationiert, als er noch sah und eine Waffe halten wollte. Wie die Vasallen fühlten sie sich, als sie nach langer Seefahrt ruhten, von Fruchtbarkeit umgeben den Pflichtgedanken für eine Weile aufschiebend. Gegen Kraken oder andere Seeungeheuer kämpften sie nicht, als sie wieder auf ihren Schiffen saßen, jedoch wurden sie kurz darauf von Skaragg vernichtend umringt. Gnade kannten diese nicht, dafür hatten sie viel Freude daran, ihre Beute zu quälen. Sicht selbst quälten sie mit der Maßgabe, für jeden Gefangenen einen neuen Spaß zu bestimmen. Ihm schütteten sie irgend ein heißes Gebräu ins Gesicht, das sich durch Haut und Augen fraß und ihm das Licht nahm. Dann ließen sie ihn mit den anderen "Bestraften" und teilweise schon Toten auf ihrem Schiff zurück, dem sie die Ruder brachen. Wie die verlorenen Vasallen trieben sie auf offener See, bis sich Malphas ihrer Klagen annahm und eine frische Brise schickte, welche das Schiff nach Enderal zurück brachte.

Ich träumte nun auch von einer Insel im warmen Meer, doch war ich aus anderen Gründen dort. Es begann mit einem Dorf in Nehrim, dort lebte ich als Kind mit meinen Eltern. Eines Nachts wurde ich von Schreien und Flammen und Rauch geweckt. Das Dorf wurde angegriffen. Ich konnte mich wohl verstecken, da ich - so sagte man später - in den verkohlten Ruinen gefunden wurde. Danach lebte ich tief im Wald bei Mönchen, die mich aufnahmen, weitab von irgendwelchen Siedlungen. Als ich älter wurde, ging ich fort und begab mich auf eine weite Reise, doch möchte ich dessen Verlauf an dieser Stelle nicht ausführen. Am Ende dieser Reise jedenfalls wurden mir Aufgaben gestellt - Prüfungen gar - für deren Bestehen mir ein Traum in Aussicht gestellt wurde. Ich bestand, und ich träumte von einer Insel im warmen Meer, mit Palmen, Strand und grünem Dickicht. Und dort fand ich ein Tagebuch von meinen Eltern. Sie seien damals nach dem Überfall auf das Dorf verschleppt worden, als Sklaven in die Ferne verkauft. Doch ihr Schiff sank, und auf dieser Insel wurden sie angespült; Vater, Mutter und andere. Lange überlebten sie wohl nicht, denn sie wurden alle krank und gruben ihre Gräber. Doch dann verschwamm der Traum, verzerrte und entrückte sich, bis ich wieder erwachte - meine Reise war noch nicht ganz beendet.

Und so träumten wir, der Blinde und ich, auf dem Brett über dem Wasserfall, bis die Morgensonne uns erreichte. Die Sonne, die er nicht mehr sah, obwohl sie ihn wärmte; die Sonne, die ich meist mied als ein Zeichen der Verblendung.