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Lethonia: Wahrheit oder Fiktion
Briefe und Schriften von Dinaêl Roth
zusammengetragenen von Ibn Shri'Amgash
Unvollständige Mitschrift einer Rede an der Garamesh-Scuola, Al'Rashim, datiert schätzungsweise zw. 8214-8216 n. St.
Roth: "Nein, das ist falsch. Es gab seit Jahrzehnten, nein, Jahrhunderten, kaum noch ernsthafte Erschließungsversuche."
(Ein Schüler hebt die Hand. Ihm wird das Wort erteilt.)
Schüler: "Aber warum nicht? Sollten die Götter nicht allem voran Interesse daran haben, dieses ... Lethonia zu finden, wenn es denn existiert?"
Roth: "Es existiert. Und auf das warum: Hierfür gibt es auch mehrere Gründe. Der erste Grund ist die Gefährlichkeit einer Expedition. Man wäre mondelang unterwegs, vermutlich sogar Jahre. Und natürlich bestünden all die Gefahren der Seefahrt auch hinter den Grenzen der erschlossenen Welt."
(Eine Schülerin in den ersten Reihen erhebt das Wort.)
Schülerin: "Skaragg. Davon sprecht Ihr doch, oder, Magister?"
Roth: "Skaragg, die Leichenfledderer aus Arktwend, und das sind nur die, die wir kennen. Und natürlich das Meer selbst ... Aber das sind nur die oberflächlichen Gründe. Der wahre Grund ist, dass die Entdeckung eines neuen Kontinents den Lehren der Lichtgeborenen wiedersprechen würde. Es würde beweisen, dass auch sie fehlbar sind."
(Beunruhigtes, teils empörtes Gemurmel erfüllt die Halle.)
Brief von Dinaêl Roth an einen unbekannten Freund, schätzungsweise datiert auf 8225 n. St.
Lieber Milbert,
Ich weiß deine Sorge zu schätzen. Aber seien wir mal ehrlich: Welche Wahl habe ich? Ich kann froh sein, dass mich der Götterorden noch nicht hat einsperren lassen. Die Kartografen und Gelehrten verspotten und diskreditieren mich, und obwohl ich weiß, dass sie es teils aus Angst, die Lichtgeborenen zu erzürnen, tun ... es trifft mich. Ich habe viele Hindernisse erwartet, aber nie, dass man Lethonia einfach nicht entdecken will.
Dabei stell dir doch mal vor, was das bedeuten würde! Unentdeckte Kulturen, fremdartige Geschöpfe, Landschaften, wie man sie nur aus Legenden kennt ... Eine neue Welt.
Bitte versteh also, dass ich nicht "ablassen" werde, wie du es formuliert hast. Das hier ist keine Wahl - es ist eine Bestimmung.
In Freundschaft,
Dinaêl
Brief von einem Unbekannten an Dinaêl Roth, schätzungsweise datiert auf 8230 n. St.
Meyser Roth,
Freut mich, dass Tamira ihr Versprechen halten konnte. Wenn alles nach Plan verläuft, sollte zum 6. der Hungertage dieses Jahres ein Schiff für Euch bereitstehen. Wählt bis dahin Eure Mannschaft aus, und wählt weise. Ihr werdet alles brauchen: fähige Seemänner, Schmiede, Holzfäller, Heiler und Gelehrte, aber auch Frauen und Kinder. Für Proviant und Ausrüstung - auch Bewaffnung - zu See wird gesorgt sein, so dass ihr Euch ganz und gar auf die Mission konzentrieren könnt.
Meine Frau hält mich für einen Narren, Euch zu vertrauen, Meyser Roth. Sie hält es für eine Verschwendung unseres Vermögens, und prohpezeit, dass Ihr scheitern werdet.
Ich glaube an Euch.
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