Enderal:Tagebuch eines Schürfers

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Tagebuch eines Schürfers

Bücher Tagebuch eines Schürfers
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1
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24
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Tagebuch eines Schürfers ist ein Buch in Enderal – Die Trümmer der Ordnung.


Fundorte


Inhalt

Tagebuch eines Schürfers

[12. des Fundaments, 8135]

Gräfin Dohra Dal'Goldfurt hat angeordnet, diese Mine wieder in Betrieb zu nehmen, da sie einige seltene Erze benötigt (wofür auch immer), welche hier zu finden sein sollen. Ich wurde zusammen mit vier anderen Schürfern rekrutiert. Dass wir vor Jahren mal im Herzland und an der Bauernküste in ein paar Minen ausgeholfen haben, scheint uns wohl bereits ausreichend zu qualifizieren, hier zu arbeiten. Heute sind wir hier in der Schimmermine angekommen, habe unsere Esel und Karren entladen und die Mine erkundet. Wie bei einer seit Jahrzehnten verlassenen Mine zu erwarten, ist auch hier alles etwas heruntergekommen und modrig, aber das Gestein scheint noch fest zu sein, jedenfalls konnten wir keine großen Einbrüche feststellen. Morgen werden wir zum Schloss gehen und von der Gräfin nähere Informationen zu den benötigten Erzen zu erhalten.


[13. des Fundaments, 8135]

Wir sind gerade vom Schloss zurückgekehrt, und ich kann jetzt schon mal sagen: Das war ein ziemlich sonderbares Erlebnis! Als wir den Weg zur Klippe aufgestiegen waren und uns dem Schloss näherten, sahen wir auf den Wehrgängen der Mauern einige Arbeiter, die uns schon aus der Ferne grüßten. Dann, als wir durch das offene Tor in den Vorhof gingen, überkam uns alle ein eisiger Schauer, als ob wir dem Schwarzen Wächter persönlich gegenübergestanden hätten! Wir fünf Schürfer zuckten zusammen, sahen panisch umher, und hören nur das Lachen der Arbeiter auf der Mauer, die uns empfahlen, einfach weiter ins Schloss zu gehen. Verwirrt, da wir uns nicht erklären konnten, was das nun für ein Streich gewesen sein sollte, folgten wir dem Ratschlag dann auch und gingen ins eigentliche Gebäude hinein. Dieses unerklärliche, beängstigende Gefühl war nun schwächer, aber es verschwand nicht ganz. In der Empfangshalle saß Gräfin Dohra an einer langen, rustikalen Holztafel, gedeckt mit zahlreichen Schalen mit Früchten. Augenblicklich sprang sie von ihrem Stuhl auf und ging eilig auf uns zu, begrüßte uns freudig und erklärte uns, wonach wir schürfen sollten. Zu unser aller Erstaunen tat sie dies, indem sie ein Stück Papier auf den Tisch legte, von einer Kommode verschieden gefärbte Pinsel nahm und vor unseren Augen in beeindruckender Geschwindigkeit das mutmaßliche Aussehen der gesuchten Erzadern malte. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Wände der gesamten Empfangshalle mit zahlreichen Gemälden behangen waren - die sie auch alle selbst gemalt hatte, wie Dohra uns ausgiebig erzählte. Eine wirklich sonderbare Gräfin ist sie ... etwas aufgekratzt, sehr freundlich, aber irgendwie unheimlich. Und zu dem seltsamen Angstgefühl im Vorhof schwieg sie auch trotz unserer Nachfrage.

[17. des Fundaments, 8135]

Wir machen Fortschritte bei der Instandsetzung der Mine. Die meisten Gerätschaften sind repariert, und wir haben einen Schmied in Flusshaim damit beauftragt, die restlichen Eisenteile herzustellen, die wir noch benötigen. Wenn alles gut läuft, können wir uns in wenigen Tagen daran machen, mit den ersten Testgrabungen anzufangen. Mal sehen, ob wir etwas von dem "blauen Erz" finden, welches Gräfin Dohra Dal'Goldfurt so dringend benötigt. Auch rätseln wir immer noch, was mit uns vor einigen Tagen geschehen ist, als wir in den Vorhof des Schlosses kamen ... wir alle haben die Nacht danach ziemlich schlecht geschlafen ...

[22. des Fundaments, 8135]

Mit etwas Verspätung hat uns gestern am Nachmittag der Gehilfe des Schmieds aus Flusshaim die Eisenteile gebracht. Er fasste sich ziemlich kurz und mahnte uns ganz eindringlich, auf uns aufzupassen, da mit dem Schloss irgendetwas nicht in Ordnung sei. Was ist nur mit den Leuten hier an der Sonnenküste passiert, dass sie alle so in Rätseln sprechen? Auch der Jäger, den wir ab und zu in der Nähe treffen, sprach irgendwas von bösen Geistern und unerklärlichen Geschehnissen, ohne uns aber Näheres sagen zu können. Uns Schürfern geht es gut, wir erhalten alle zwei Tage vom Schloss eine nicht zu knappe Essenslieferung, und das Gehalt von je 5 Groschen pro Tag und Schürfer ist auch ganz hervorragend. Kleinere Reparaturen und Materialien müssen wir davon zwar selbst bezahlen, aber alle größeren Besorgungen und Aufträge wie beispielsweise den an den Schmied bekommen wir erstattet, sofern wir eine schriftliche Begründung verfassen, die Zustimmung vom Schloss bekommen und die Lieferung bestätigen lassen.

[26. des Fundaments, 8135]

Wir haben "blaues Erz" gefunden! Es ist wie von Adern durchzogen und leuchtet im Dunkeln schwach bläulich, wie Gräfin Dohra es uns gesagt hatte! Außerdem sorgt es für ein seltsam kribbelndes Gefühl in den Fingern, wenn man es hält. Gleich morgen früh werde ich mit den ersten Erzproben zum Schloss gehen.

[27. des Fundaments, 8135]

Dohra war hocherfreut, dass wir bereits nach so kurzer Zeit das gesuchte Erz abbauen konnten und versprach uns eine Sonderzahlung von je 50 Groschen! Gleichzeitig ermutigte sie uns, den Abbau umso schneller fortzuführen. Was genau sie mit dem Erz tun will, weiß ich allerdings nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es herausfinden möchte ...

Denn tatsächlich gibt es einige äußerst unheimliche Ereignisse in den letzten Tagen. In der Mine, insbesondere dort, wo wir das Erz abbauen, hören wir immer wieder ein leises Flüstern. Keiner von uns kann ein Wort verstehen, und gerade wenn man genauer hinhören will, ist es wieder verschwunden ... aber wir alle hören es. Und dann wäre da der eisige Schauer, welcher uns weiterhin jedes Mal überkommt, wenn wir in den Vorhof des Schlosses treten. Darauf angesprochen zeigt sich das gesamte Schlosspersonal absolut schweigsam, das beunruhigt mich.

[15. des Goldenen Monds, 8135]

Was soll ich nur tun?

In den letzten Wochen konnten wir erfolgreich das verlangte "blaue Erz" abbauen, und Gräfin Dohra bezahlte uns dafür so gut, wie kaum eine andere Gruppe einfacher Schürfer je entlohnt worden sein wird. Doch langsam verstehe ich, warum sie uns mit der guten Bezahlung entgegenkommt ... Das Erz ist verflucht, wie alles andere auf dieser scheißverdammten Klippe! Die Arbeit hier verdreht unsere Köpfe! Erikon war doch immer so sanftmütig, doch jetzt hat ihn der Jähzorn gepackt! Geschlagen haben sie sich, direkt beim Abbau, und sie schrien, und das Erz schrie, und sie weinten, und das Erz weinte, und sie lauschten, und das Erz lauschte ihnen. Wir schlafen kaum noch, unsere Glieder sind schwer, unsere Köpfe sind wirr. Was sollen wir nur tun?

[20. des Goldenen Monds, 8135]

Wir verlassen die Mine, wir müssen, wenn wir Verstand und Leben behalten wollen. Gräfin Dohra will von unseren Beschwerden nichts wissen, und wir kennen auch kein Mittel dagegen.

Ich konnte auf Botengängen zum Schloss hier und da interessante Gespräche mithören - Gräfin Dohra versucht wohl, den Geist, welcher das Schloss heimsucht, zu bannen oder zu besiegen, und dies seit 20 Jahren. Wie genau dabei das Erz helfen soll, weiß wohl außer ihr niemand, doch scheint die Befreiung des Schlosses lukrativ genug zu sein, dass sie über so lange Zeit so unglaublich viel Geld in die Angelegenheit steckt.

Ich wollte daher in der Angelegenheit etwas nachforschen, und habe tatsächlich einen alten Bauern in der Nähe gefunden, der sich schon lange mit dem Schloss beschäftigt und Zeit seines Lebens aufmerksam war. Er konnte gut lesen und schreiben und zeigte mir seine Aufzeichnungen zur vermuteten Vergangenheit des Schlosses: Einst war es wohl ein bedeutender Handelsposten und machte zeitweise sogar dem Hafen in Ark Konkurrenz, insbesondere, was den Handel mit Nehrim betraf. Damit hatten jedoch die Händler in Ark ein Problem, sodass durch zunehmende Einschränkungen des offenen Handels Goldfurt und eigentlich die Sonnenküste allgemein zu einem Zentrum für Schmuggel wurde. Dann, vor etwa 200 Jahren, soll es unter Graf Theodor einen Vorfall mit seinem Sohn Jieron gegeben haben, eine Art magischen Unfall, bei welchem der Geist entstand, der heute auch "Die Aschewitwe" genannt wird. In Folge davon blieb Jieron jedenfalls kinderlos, und durch unglückliche Umstände gab es auch sonst keine direkten Erben. Unter den Adeligen Enderals und darüber hinaus begann nun ein erbitterter Kampf darum, sich irgendwie in die Erbfolge "einzuschleichen" und so das Schloss und damit praktisch die gesamte Sonnenküste zu übernehmen. Die darauffolgenden Kämpfe und Intrigen wurden zusätzlich noch durch die "Aschewitwe" erschwert und schadeten darüber hinaus dem Ansehen und der Bedeutung von Schloss Goldfurt. Da diese Entwicklung dem Orden und den Händlern in Ark aber ganz Recht war, beließ man es dabei. Dohra scheint nun doch noch einmal zu versuchen, Goldfurt wieder aufzubauen, wie es schon viele vor ihr versucht haben.

Ob es ihr gelingen wird?

[13. von Kilras Verrat, 8135]

Unsere Vorbereitungen zur Abreise sind fast beendet. Allerdings hatte ich gestern das Gefühl, dass die Gräfin etwas ahnt, sie wirkte unruhig und stellte viele Fragen, ob alles in der Mine in Ordnung ist ... sonst hat sie unsere Meldungen über Beschwerden stets kleingeredet. Hoffen wir, dass sie uns gehen lässt.

Nachtrag am Abend: Seit dem frühen Abend sehe ich zwei Wachen und einen Bogenschützen in der Nähe unserer Mine herumlungern. Ich befürchte, dass sie uns nicht so einfach gehen lässt ...