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Die Kerze
In einer wolkigen Nacht verlangte es einen jungen Priester danach, in einem Buch zu lesen, obwohl alles um ihn herum in völlige Dunkelheit getaucht war. Also nahm er sich eine Kerze und entzündete sie, um in ihrem Licht zu lesen. Der Abt jedoch bemerkte dies, eilte heran und schlug dem Jungen das Buch vor der Nase zu. „Wozu hat der Schöpfer wohl die Nacht geschaffen? Doch wohl, damit wir Menschen für einige Stunden von den Verfehlungen unserer Augen verschont sind und uns Gedanken über unsere eigene Fehlerhaftigkeit machen können! Und du tust so, als sei die Finsternis nur eine Unannehmlichkeit, die man mit Feuer beseitigen könnte! In der Nacht musst du dir deine eigenen Mängel eingestehen und somit dem Schöpfer huldigen.“ Erschrocken ließ der Priester die Kerze fallen, und das Buch stand in Flammen. Doch anstatt diese zu löschen, verließ der Abt die Kammer und verriegelte hinter sich die Tür. Denn nur so konnte er sicher sein, dass der Priester es nie wieder wagen würde, nächtens eine Kerze in die Hand zu nehmen, sondern von nun an in der Dunkelheit stets seine eigene Seele ergründen würde.
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