Enderal:Das Leben des Torgan Wisperzunge, Band 4

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Das Leben des Torgan Wisperzunge, Band 4

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Literatur Das Leben des Torgan Wisperzunge, Band 4
Daten
Gewicht Gewicht
1
Wert Wert
25
Autor
Unbekannt
Bemerkungen
-




Das Leben des Torgan Wisperzunge, Band 4 ist ein Buch in Enderal – Die Trümmer der Ordnung.

Fundorte


Inhalt

Kapitel 4: Katastrophe

Leblos lag der Mann zu meinen Füßen. Das matte Licht des Mondes schimmerte in der tiefroten Pfütze unter ihm, silbrig und gespenstisch. Eine eigenartige Taubheit befiel mich in dem Moment, da sich die dunklen Nebelschleier plötzlich aus meinem Kopf verzogen hatten.

Ich hatte ihn getötet. Ich war ein Mörder.

Der Mann hatte mich lediglich gefragt, ob alles mit mir in Ordnung sei, ob ich Hilfe benötigte. Ein netter Bursche, der nur Gutes im Sinn hatte … gehabt hatte. In meinem Rausch hatte ich nicht sein Gesicht vor mir gesehen, sondern das des Priesters, der meine Mutter vor vielen Jahren geschändet hatte - die Maske von Jagar Siebenstreich. Die Fratze des Mannes, der es wirklich verdient hatte zu sterben.

Als ich den unschuldigen Toten zu meinen Füßen sah, erfasste mich mein gesamtes bisheriges Leben. Es holte mich ein, wie ein Schatten, der eins mit seinem Körper wird. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr Teil einer irdischen, sondern einer göttlichen Fügung zu sein: das Schaffensinstrument eines höheren Geschöpfes.

Ich wählte die letzte Option, die mir verblieb: Ich nahm meine Beine in die Hand und floh aus Ark. Ich verließ die Stadt noch im Morgengrauen und kehrte ihr und allem, was darin geschehen war, für immer den Rücken zu. Der Entzug von Drogae ließ mich ganze Nächte schlaflos in der Wildnis zurück. Es glich einer Odyssee, wieder den tiefen Abgrund hinaufzusteigen, in den ich gefallen war. Am Ende standen die Pforten eines Klosters. Abgelegen, hoch zu Fels und von den eisigen Sturmböen des Nordwindgebirges umtost, lag es vor mir, als letzte Station meiner Reise. Seine Tore empfingen mich wie die rettenden Arme von Malphas höchstselbst. Ich gestand, gesündigt und meinen Pfad missachtet zu haben. Der gütige Klosterleiter erlöste mich von meiner seelischen Last und sagte, dass Malphas mir nicht böse sei, solange ich fortan meinen einzig wahren Pfad achten würde. Darauf legte ich ein heiliges Gelübde ab. Man nahm mich bei den Klostersöhnen auf. Mein lange verloren geglaubtes, rechtschaffenes Ich wurde zurück auf den Pfad geleitet. Meine wegelose, dunkle Seite hielt ich in den Zeilen dieses Buches fest. Mit der Niederschrift sei sie vom Antlitz der Welt verbannt und soll mich nie wieder heimsuchen.

Lasset mich noch einige letzte Worte an euch richten, bevor ihr eures Weges schreitet: Ein Mensch braucht seinen festen Platz in der Welt. Sei es nur als Bergarbeiter in einer dunklen Mine oder als Schuhputzer für einen Erhabenen. Mein Gedanke, der Pfad und die Religion um Malphas seien irregeleitet, war fehlerhaft, da ich nur das Vorher, nicht aber das Nachher kannte. Wenn man dies nicht tut, ist es stets leicht, sich ausschweifende Gedanken darüber zu machen, wie die Welt verbessert werden könnte. Der einzig richtige Weg für uns Menschen findet sich in dem, an was wir mit fester Überzeugung glauben. Malphas hilft uns, den dunklen Weg des Lebens zu erhellen. Seine Pfade sind kein beengender Kerker. Sie sind unser Zuhause, unser Anker in stürmischer See. Ich kenne die Wegelosigkeit, und deshalb kann ich euch und allen Ratsuchenden, die in unser Kloster kommen, und seien sie noch so verzweifelt in ihrem Dasein, nur eine Wahrheit offenbaren:

»Wer Malphas’ Pfad nicht ehrt, dem bleibt das Licht der Welt verwehrt.«