Enderal:Der Pfad, Buch 5: Die Hungertage

Aus Sureai
Wechseln zu: Navigation, Suche
< Enderal < Literatur < Bücher


Der Pfad, Buch 5: Die Hungertage

EN-Quest-Ornament-Hauptaufgabe-Vorherige.png - Der Pfad, Buch 6: Die Verlorenen EN-Quest-Ornament-Hauptaufgabe-Nächste.png
Literatur Der Pfad, Buch 5: Die Hungertage
Daten
Gewicht Gewicht
1
Wert Wert
25
Autor
Unbekannt
Bemerkungen


Fundorte


Inhalt

Vers XXXV

Nach acht Monden begann der Hunger. Zwar hatten sie reichlich Wasser, Getreide und Pökelfleisch mit auf das Boot genommen, aber keiner von ihnen hatte gewusst, wie lange die Reise andauern würde. Die Vasallen wurden unruhig, und einige von ihnen begannen zu zweifeln. "Was, wenn all das eine Falle ist?", rief einer von ihnen Selna entgegen. Sie aber blieb standhaft, denn sie hatte den Anblick der Lichtgestalt Malphas nicht vergessen. Und obgleich er nicht bei ihnen auf dem Schiff war, spürte sie, dass er wachte, über jedes einzelne ihrer Worte, über jede einzelne ihrer Taten.

Vers XXXVI

Aber nicht alle Vasallen wollten vertrauen. Und so kam es, dass sich insgesamt vierundzwanzig an der Zahl heimtückisch gegen die anderen verschworen. Und sie schmiedeten einen wegelosen Plan: In der nächsten Nacht würden sie sich aufteilen. - Ein Dutzend von ihnen, um sich klammheimlich auf das andere Schiff zu schleichen und dort die Nahrungslager zu plündern; das andere Dutzend, um auf ihrem eigenen Schiff den Rest der Mannschaft im Schlaf zu erdolchen. Dann würden sie alleine von dannen segeln.

Vers XXXVII

Und der Plan gelang. - keine Wachtposten waren vor den Nahrungslagern aufgestellt, hatte doch niemand einen solchen Verrat aus den eigenen Reihen gewittert. Und so kam es, dass Selna am nächsten Tag ihr Schiff allein auf hoher See vorfand, die Kammern bis auf das letzte Stück Pökelfleisch geplündert.

Vers XXXVIII

Und Chaos brach aus! Verzweifelt hoben die Überlebenden die Hände gen Himmel und flehten zu Malphas, sahen sie ihr Schicksal nun schon in Stein gemeißelt. Aber wieder blieben Selna und Ketaron ruhig und hielten zum Gebet an. "Wir schreiten auf dem rechten Weg", sprachen sie voller Erhabenheit. "Und wir werden den Roten Stern finden, und ebenso das geheiligte Land."

Vers XXXIX

So folgten Wochen der Qual, die uns heute als "Hungertage" im Mondkalender bekannt sind. Malphas erschien nicht, obgleich die Gebete der Vasallen zahlreich waren. Klagende Stimmen wurden laut: "Die Götter haben uns verlassen", schluchzten sie. "Und unser Schicksal ist es nun, hier auf hoher See zu sterben!" Und diesmal war es Ketaron, der das Wort ergriff: "Verliert Euren Glauben nicht, Brüder und Schwestern! Malphas versprach, uns die Ewigkeit zu schenken, wenn wir auf dem rechten Pfad - auf seinem Pfad - verweilen! Und er wird es tun." Dann hielt er einen Moment inne und sprach schließlich Worte voller Weisheit: "Denn welchen Wert hat die Wegestreue, das Festhalten an der Aufrichtigkeit, wenn es nicht auch Hürden gibt, die wir überwinden müssen?"

Vers XL

Und Selna erkannte die Heiligkeit der just gesprochenen Worte. "Standhaft zu sein und nie das Wissen um die Allmacht der Götter zu verlieren. - Dies ist es, was einen starken Geist von einem Schwachen unterscheidet, einen wahren Gläubigen von einem Ketzer!"